Masterpieces of Music for Piano, performed by Franz Vorraber, Lilya Zilberstein, Amir Tebenikhin and other great artists. A cd-series with live-recordings by Josef-Stefan Kindler and Andreas Otto Grimminger, K&K Verlagsanstalt Germany. Impromptu: Franz Vorraber plays Franz Schubert (1797-1828): Impromptus Opus 90 (D 899) I-IV and Wanderer Fantasy Opus 15 (D 760) - "Appassionata": Lilya Zilberstein plays Ludwig van Beethoven (1770-1827): Sonata No. 2 in A Major, Op. 2 and Sonata No. 23 in F Minor, Op. 57 "Appassionata" - Passione: Lilya Zilberstein plays Johannes Brahms (1833-1897): Eight (8) Pieces for Piano Opus 76, Eleven (11) variations on an original theme in D major Opus 21, No.1, Fourteen (14) variations on a Hungarian melody in D major Opus 21, No.2 and Intermezzo No.1 in E flat major, Op. 117/1 - The Legend of Dombra: Amir Tebenikhin plays Franz Schubert (1797-1828), Sergej Prokofjew (1891-1953), Nagim Mendygaliev (1921-2006), Robert Schumann (1810-1856). Concert Grand Piano: C. Bechstein D 280 -
Werte Freunde audiophiler Musik, der grosse Konzertflügel ist unbestritten der König unter den Instrumenten. Ich könnte jetzt auf seine unvergleichliche Dynamik, den zartesten Klang im leisen Moll bis hin zum mächtigen Anschlag im Fortissimo eingehen oder von seiner beeindruckenden Grösse und Eleganz schwärmen. Doch wirklich faszinierend ist die Individualität, denn jedes Instrument ist ein Unikat - von Meisterhand geschaffen. Es hat ein Eigenleben, auf das sich der Virtuose einlässt und so das Werk des Komponisten zum Leben erweckt. In unserer Reihe Grand Piano Masters gehen wir auf den Charakter, auf die Seele des grossen Konzertflügels ein und erleben während der Aufführung den Dialog zwischen Instrument, Virtuose und Raum.
Wir beginnen mit einem atmosphärischen Leckerbissen: Ein Mitternachtskonzert, eine Soiree in der Schlosskirche Bad Homburg. Franz Vorraber spielt die Impromptus und die Wanderer-Fantasie von Franz Schubert. Sie erleben eine nächtliche Begehung des instrumentalen Klangraums mit einzigartigen Kompositionen, die die Spektren des "grossen Flügels" voll ausschöpfen und im nächtlichen Ambiente der Schlosskirche zu einem audiophilen Klangerlebniss der besonderen Art machen. Der Pianist Franz Vorraber, Romantiker und Schubertkenner, zeigt uns mit sensibler Identifikation die Höhen und die tiefen Täler des ewigen Wanderers "Franz", der seiner Zeit so weit enteilt war. In den Geheimnissen der Nacht ringen zwei Meister, der Komponist und der Interpret, um das Licht des Tages.
Appassionata - appassionato (leidenschaftlich) - passione (die Leidenschaft), eine Passion haben, ein passionierter Künstler sein, bis zur Grenze des Leidens gehend, um der Sache willen und weniger des Nutzens wegen. Ich könnte vielleicht auch von Berufung sprechen, jener Leidenschaft die es braucht zur Meisterschaft. Denn, werte Freunde, wer fühlt sich heute noch berufen und ist bereit für seine Berufung zu leben? Höhen und tiefe Täler zu durchwandern, Rückschläge, Unverständnis, persönliche Einbussen und dergleichen mehr hinzunehmen?
Der junge Virtuose in seiner Blüte und mit seinem Charme muss erst über die Jahre hin vom Schicksal geschliffen werden, zum edlen glitzernden Demanten hin - zum wahren Meister. Denn jenen unterscheidet eines, den Meister, die Passion, die Leidenschaft und vor allem die Erfahrung. Ich mag wie Sie wohl auch den jungen Sturm und Drang, frisch kommt er daher, unbändig und voller Kraft. Doch wenn der erste Ruhm verflogen, die grossen Bühnen gespielt und die Euphorie des Augenblicks im immer gleichen Zimmer endet? Was dann?
Dann brauchts die Liebe, die unbedingte Leidenschaft, die tief empfundene Berufung, um zur wahren Meisterschaft zu gelangen. Die vorliegende Einspielung ist das Konzert einer Meisterin, die eben jene Stadien durchlaufen hat und nun ihre Erfahrungen und Werte an die kommende Generation vermittelt und weitergibt. Lilya hat in ihrer Menschlichkeit und spielerischen Virtuosität die Grenze überschritten, die den Hochmut zur Bescheidenheit edelt und somit das Werk am Mitteln zum Menschen und nicht mehr an der vorgegebenen Perfektion des musikalischen Adels misst.
Die Wehmut der Vergänglichkeit des Augenblicks liegt in ihren Zügen, wenn sie dem Publikum alles gegeben hat. Bei den "Bad Homburger Bechstein-Konzerten im Schloss" hatten wir die Gelegenheit ihre Interpretation zweier leidenschaftlicher Komponisten festzuhalten, zweier Meister - Beethoven, der die "Appassionata" in sich trug, und Brahms, der bis zum Tode an der vergeblichen "Passione" zu Clara Schumann, der Liebe seines Lebens, festhielt ...
(Josef-Stefan Kindler, K&K Verlagsanstalt)
Im Jahr 1827, ein Jahr vor seinem Tod, schreibt Franz Schubert im Alter von 30 Jahren die Impromptus. Er hat jeweils vier Impromptus zu einem Zyklus zusammengefasst, vielleicht um sie sowohl einzeln, als auch als Zyklus spielen zu können.
Ein ungewöhnliches Stück ist das erste Impromptu in c-Moll. Beginnend mit einem lange ausgehaltenen Ton entwickelt Schubert eine einstimmige Melodie, die in einer Terzenbewegung auf und ab kreist, und die er dann in einen vierstimmigen Choral einbettet. Der Marschrhythmus in dieser dunklen Tonart c-Moll, wohl ein Trauermarsch, verleiht dem ganzen eine gespannte Atmosphäre, etwas Unausweichliches. Blockartig und übergangslos erklingen einstimmige, bläserchoralartige Passagen nebeneinander. Die Wechsel der Tonarten sind jäh und unvermittelt. Wie aus der Erinnerung erscheint später das Motiv in As-Dur, der Tonart des Traumes und der Sehnsucht. Im ganzen Verlauf werden die Kontraste gesteigert und variiert bis zur überraschenden Wendung nach C-Dur, welches völlig instabil, immer wieder ins Moll abgleitet. Selten findet sich in einer Komposition so ein dichtes Nebeneinander von C-Dur und c-Moll auf so engem Raum. Das erste Impromptu endet in Dur, ohne diese unwirkliche Stimmung zu verlassen.
Im Gegensatz zum Marschrhythmus des ersten Impromptus liegt dem zweiten Impromptu in Es-Dur ein Dreiertakt zugrunde, dessen zweiter Schlag immer mit einer Betonung versehen ist; wie ein Glockenschlag, der immer dem schweren ersten Schlag antwortet. Dieser Rhythmus in Verbindung mit den perlenden Läufen der rechten Hand, die mit einer Terz, die alle vier Impromptus motivisch verbindet, beginnen, verleiht dem Es-Dur Impromptu seine charakteristische Note. Im Mittelteil steigert Schubert die Glockenschläge dynamisch mit doppelten Sforzati, die in der Coda das Stück endgültig in abstürzenden es-Moll Läufen enden lassen.
Das dritte Impromptu verwendet in der Melodiestimme, die diesmal durch die fallende Terz charakterisiert wird, den Schubert'schen "Wandererrhythmus", kombiniert mit einer durchgehenden Triolenbewegung. Dieses unerbittliche Bewegungsmuster hält Schubert auch in diesem langsamen Tempo bis zum Ende durch. Wieder führen melodische Wendungen in den Nebenstimmen vor allem durch fallende Terzen, etwa anfangs von ges nach es, zu schwerwiegenden harmonischen Veränderungen, die dem Werk eine "traumwandlerische Unsicherheit" einflössen.
Abgeschlossen wird der Zyklus vom As-Dur Impromptu, welches harmonisch wie eine unbeantwortete Frage beginnt. Die as-Moll Akkordbrechung führt in die Dominante nach Es-Dur als stehender Akkord, der ohne Auflösung in eine Pause mündet. Es folgt ein Motiv mit einer abwärtsgerichteten Terzbewegung, die kaum als Antwort auf diese Frage verstanden werden kann. Rhythmisch schreibt Schubert in Analogie zum zweiten Impromptu wieder betonte, lang liegende Notenwerte auf den zweiten Schlag. Mit diesen Mitteln, die konsequent einen musikalischen Charakter entwickeln, entstehen bei Schubert Meisterwerke in Vollendung. Im Mittelteil in cis-Moll setzt er den liegenbleibenden zweiten Schlag in der Melodielinie ein und verbindet diese in sich kreisende Melodiebewegung mit pochenden Achtelakkorden der linken Hand. Nach der Wiederholung des Anfangs mit den fragenden Gesten endet der Zyklus mit zwei lauten Akkorden, die uns verdeutlichen: "jetzt ist Schluss".
Die sogenannte "Wanderer Fantasie" ist fast fünf Jahre früher, zwischen 1822 und 1823, entstanden. "Die Sonne dünkt mich hier so kalt.." lautet der Text der Liedzeile des Schubert Liedes "Der Wanderer", dem das Thema des zweiten Satzes zugrunde liegt, das wiederum den zentralen Variationensatz des Werkes bildet. Es ist ein kühnes, orchestral angelegtes und bis zu dieser Zeit einzigartiges Werk, dessen vier Sätze aus einem einzigen rhythmischen Motiv aufgebaut sind, und das ohne Pause zu einem Ganzen zusammengesetzt ist. Obwohl der Titel "Wanderer Fantasie" nicht von Schubert stammt, liegt durch den thematischen Kern zum Lied "Der Wanderer" der Bezug nahe. Dieses rhythmisch prägnante Muster verwendet Schubert häufig auch in anderen Werken. Das Wandern ohne Unterlass, ohne Halt, das unaufhörliche Fliessen reisst alles mit sich. Es ist das Wandern unseres Lebens, der unerbittliche Fluss der Zeit - die Zeit, die als Symbol in den Künsten am besten musikalisch darstellbar ist. Vielleicht wird das Wandern durch Träume wie im 2. Satz unterbrochen, aber dieser unbändigen Kraft können wir uns nicht entziehen. Am Ende des dritten Satzes schreibt Schubert eine ungeheure Klangsteigerung, die wohl die damaligen Instrumente überfordert, und die in einen in Oktaven geführten fugierten vierten Satz mündet, der alle Register der Klangentfaltung nutzt. Zerlegungen über die ganze Klaviatur, Akkordtremoli, und zahlreiche Oktavengänge führen in einen unbändigen C-Dur Klangrausch.
(Franz Vorraber im November 2007)
Das Klavier und die große Kirchenorgel faszinieren den im österreichischen Graz geborenen Pianisten Franz Vorraber seit frühester Kindheit. Siebenjährig spielte er bereits die Orgel in der Kirche - im Stehen, da seine Kinderbeine kaum das Pedal erreichten. Mit 13 Jahren wurde er in die Klavierklasse für außerordentliche Talente der Musikhochschule in Graz aufgenommen. Daneben lernte er noch Violine. Die Wiener Schule in der Tradition von Bruno Seidlhofer und die alte deutsche Schule, die er bei Joachim Volkmann kennenlernte, prägten sein Studium. Für seine pianistischen Leistungen erhielt er unter anderem Preise des österreichischen Bundesministeriums für Kunst, den Joachim Erhard Preis und den Preis der Stadt Graz. Seine Studien in Graz und Frankfurt beendete er mit höchster einstimmiger Auszeichnung. Sein bisher größtes Projekt war die erstmalige zyklische Aufführung des gesamten Klavierwerkes von Robert Schumann an insgesamt zwölf Abenden in verschiedenen Städten in Europa und Japan. Mehrfach würdigten ihn Presse und Publikum als einen der bedeutendsten Schumann Interpreten unserer Zeit. Für die Gesamtaufnahme des Klavierwerkes von Robert Schumann auf 13 CD's erhielt er 2006 den Pasticcio Preis des Österreichischen Rundfunks. Trotz aller Preise sind für Franz Vorraber im Konzert andere Kriterien entscheidend. Seine enorme Aussagekraft als Musiker und seine Fähigkeit, den geistigen Kern der Musik freizulegen, faszinieren das Publikum. Er entläßt seine Zuhörer innerlich bewegt. Nach seinem Debüt mit 19 Jahren in Tokio erhielt er Einladungen in fast alle europäischen Länder, sowie in die USA und nach Japan, wo er auch master classes gibt.
Lilya Zilbersteins Weg ist ein Triumph der Berufung, ein beharrliches Überwinden von Hindernissen, an denen jedes andere Talent zerschellt wäre. - Die 80er Jahre in der UdSSR waren Zeiten des offenen, jedoch inoffiziellen Antisemitismus. Trotz erster Preise bei wichtigen russischen und sowjetischen Wettbewerben - so 1985 beim Wettbewerb der Föderativen Russischen Republik - sagte man ihr unverhohlen, dass sie am Konservatorium in Moskau aufgrund ihrer jüdischen Abstammung nicht erwünscht sei. Man verweigerte ihr die Teilnahme an internationalen Klavierwettbewerben, insbesondere dem Tschaikowsky-Wettbewerb. Eher zufällig gab es 1987 eine einzige Ausnahme: Die Erlaubnis zur Teilnahme am Busoni-Wettbewerb in Bozen. Ihr Sieg dort war eine Sensation, erst fünf Jahre später wurde überhaupt wieder ein erster Preis vergeben. Der erste Auftritt im Westen markierte die Wende in Lilyas Karriere, weltweit horchte das Fachpublikum auf. Bereits im August 1998 wurde ihr der Preis der "Accademia Musicale Chigiana" in Siena verliehen. Diese Auszeichnung erhielten u.a. Gidon Kremer, Anne-Sophie Mutter und Krystian Zimerman. Rasch folgten ausgedehnte Tourneen in zahlreiche westeuropäische Länder und ein Exklusiv-Vertrag mit der Deutschen Grammophon. Lilya Zilberstein ist seither auf den großen Bühnen der Welt präsent. 1991 debütierte sie beim Berliner Philharmonischen Orchester unter Claudio Abbado, was den Grundstein wiederholter Zusammenarbeit legte. Sie konzertierte mit den namhaftesten internationalen Orchestern, darunter das Chicago Symphony Orchestra, das Tschaikowsky Symphonieorchester Moskau, das London Symphony und Royal Philharmonic Orchestra, das Orchester der Mailänder Scala und viele andere. Neben Claudio Abbado hat sie mit Dirigenten wie Paavo Berglund, Semyon Bychkov, Christoph Eschenbach, Vladimir Fedossejew, Dmitrij Kitajenko, James Levine, Marcello Viotti, Hugh Wolff und Michael Tilson Thomas zusammengearbeitet. Mit der Deutschen Grammophon produzierte Lilya Zilberstein legendäre CDs. Ein Highlight ist die als Referenzaufnahme gepriesene Einspielung der Rachmaninow-Klavierkonzerte mit Claudio Abbado und den Berliner Philharmonikern. Neben ihrer Solokarriere ist Lilya Zilberstein eine passionierte Kammermusikerin und arbeitet mit den größten Solisten unserer Zeit. Das Klavierduo Martha Argerich und Lilya Zilberstein ist seit vielen Jahren ein in aller Welt umjubeltes Ensemble, regelmäßig unternimmt sie darüber hinaus Welttourneen mit dem Geiger Maxim Vengerow. Die internationale Presse ist sich einig: kein Superlativ, das für sie zu groß wäre! Lilya Zilberstein gehört zu den magischen Klangzauberinnen des Klaviers.
Amir Tebenikhin, 1977 in Moskau geboren, studierte nach einer Ausbildung am Baiseitowa Musik College in Almaty (Kasachstan) bei Michail Voskressensky am Tschaikowsky-Konservatorium in Moskau und seit 2004 in Hannover bei K.-H. Kämmerling. 1999 machte er durch den Sieg beim "Vianna da Motta" Wettbewerb in Portugal erstmals auf sich aufmerksam, was ihm die Tür zur New Yorker Carnegie Hall öffnete. Im selben Jahr spielte er die erste CD mit Werken von Brahms, Debussy und Prokofieff für Naxos ein. 2001 folgte der 1. Preis in Mee-sur-Seine in Frankreich. 2003 war er Preisträger des berühmten Königin Elisabeth Musikwettbewerbs in Brüssel. 2004 gewann Amir Tebenikhin weitere Preise beim Internationalen Klavierwettbewerb in Glasgow (Großbritannien) und beim 1. Internationalen Klavierwettbewerb in Panama-City. Jüngste seiner zahlreichen Auszeichnungen ist der Sonderpreis für das beste Zusammenspiel mit Orchester beim 1. Internationalen Carl Bechstein Klavierwettbewerb 2006. Auftritte bei Festivals in Portugal, Frankreich, Deutschland, Belgien, Polen, Tschechien und Russland sowie viele weitere Konzerte in Europa und Südamerika, Japan und USA mit namhaften Orchestern zeigen, dass eine große Karriere begonnen hat. Im Konzept der "Bad Homburger Bechstein-Konzerte im Schloss" repräsentiert Amir Tebenikhin die Spitzengruppe des internationalen pianistischen Nachwuchses, aus der sich diejenigen Künstler herauskristallisieren werden, die in nächsten zehn oder zwanzig Jahren die Weltspitze bilden. Sein Konzert in Bad Homburg war eine Benefiz-Veranstaltung zugunsten des internationalen Kinderhilfswerks "World Vision". Bei aller Freude über die künstlerische Entfaltung junger Menschen sollte man nicht die vielen Kinder vergessen, die in den armen Regionen unserer Welt ihre Begabungen nicht einmal entdecken, geschweige denn entfalten können - weil es am Nötigsten zum Leben fehlt.
Die Castle Concert CD Serie: Durch Heinrich von Kleists Drama "Prinz Friedrich von Homburg" ist die ehemalige Residenz der Landgrafen von Hessen-Homburg vor den Toren Frankfurts weltbekannt geworden. Das Schloss mit seinen wundervollen Gärten gehört wohl zu den schönsten Barockanlagen Deutschlands. Es ist daher nicht verwunderlich, dass die preussischen Könige und deutschen Kaiser, wohl auch wegen der erholsamen Lustbarkeiten in dem durch seine Heilquellen schon damals berühmten Bad "Homburg vor der Höhe", zwischen 1866 und 1918 nur zu gerne des Sommers hier verweilten. Selbst der Prince of Wales nebst höchstem englischen und russischen Adel suchte hier Kurzweil, Erholung und Heilung. Die Kultur war an den Höfen Europas schon immer sehr facettenreich. Der gebildete Adel wusste um die Notwendigkeit der Förderung und Pflege der schönen Künste und schuf somit die Basis der Atmosphäre Europa. Vieles, was in bildender Kunst, Literatur und Musik keinen vordergründigen, marktwirtschaftlichen Wert besass, fand Beachtung und Bewunderung und bildete die Grundlage unserer heutigen kulturellen Existenz und Identität. So ist es dem Mäzen Isaak von Sinclair zu verdanken, dass das Dichtergenie Friedrich Hölderlin künstlerisch entscheidende Jahre seines tragischen Lebens in Homburg verbrachte. Dem Landgrafen Friedrich V. widmete Hölderlin sein wohl bekanntestes Gedicht "Patmos". Eine Bronzeplatte mit dessen Anfangsversen bedeckt heute den Zugang zur Familiengruft der Homburger Landgrafen, die sich unter dem Chorraum der Schlosskirche befindet. Erhaltenswertes und hörenswert Neues, musikalische Kostbarkeiten aus Tradition und Avantgarde - beides undenkbar ohne den Nährboden Europa - dokumentieren wir in der Serie "Castle Concerts" an authentischer Stelle. Kaiser Wilhelm II. schuf in Bad Homburg durch die Stiftung einer Stadtkirche, wohl ohne es zu ahnen einen der schönsten und intimsten Konzertsäle Europas. Denn die bis dahin genutzte Schlosskirche mit ihrer prächtigen Bürgy-Orgel geriet in Vergessenheit und überstand somit die Wirren und den Modernisierungswahn des letzten Jahrhunderts - bis sich das "Kuratorium Bad Homburger Schlosskirche" dank modernem Mäzenatentum dieses architektonischen Kleinods annehmen konnte: Originalgetreu mit behutsamer Liebe zum Detail wurden Kirche und Orgel zu einem wundervollen Konzertsaal restauriert. Heute erstrahlt die Schlosskirche in neuem Glanz und wird durch die mit viel Engagement und Enthusiasmus des Ehepaares Ulrike und Volker Northoff veranstaltete Konzertreihe "Musik im Schloss" mit musikalischen Höhepunkten fürstlich geschmückt.
Die CD-Edition Authentic Classical Concerts: Kultur in ihrer authentischen Form zu publizieren heißt für uns: herausragende Aufführungen und Konzerte für die Nachwelt festzuhalten und zu vermitteln. Denn Künstler, Publikum, Werk und Raum treten in einen intimen Dialog, der in Form und Ausdruck - in seiner Atmosphäre - einmalig und unwiederbringlich ist. Diese Symbiose, die Spannung der Aufführung dem Hörer in all ihren Facetten möglichst intensiv erlebbar zu machen, sehen wir als Ziel, als Philosophie unseres Hauses. Das Ergebnis sind einzigartige Interpretationen von musikalischen und literarischen Werken, schlicht - audiophile Momentaufnahmen von bleibendem Wert. In unserer Edition Authentic Classical Concerts gehen wir auf die Suche nach diesem Dialog - hin zu den großen Gewerken und seltenen Perlen menschlicher Baukunst. Denn jedes Bauwerk hat seine Eigenheiten, in den historischen, akustischen und atmosphärischen Gegebenheiten. Doch entscheidend bleibt wohl der Mensch, der Künstler und dessen subjektives, mentales Empfinden. Die Prägung, die Herkunft, das Umfeld, die musikalische Heranführung und Bildung - Faktoren die in uns Vorlieben entwickeln; beispielsweise die Liebe zu großen Räumen, zu antiker oder moderner Architektur. Nicht ohne Grund schwärmen die Menschen der anderen Kontinente und Kulturkreise von der Faszination, dem Erlebnis Europa... und ist für den Europäer das Land der unbegrenzten Möglichkeiten oder der Zauber des Ostens nicht ebenso eine Reise wert? Ist das Empfinden eines italienischen Operntenors oder einer bulgarischen Violinistin nicht entscheidend für das Interpretieren, den Umgang mit der Komposition, dem Werk? ... Und letztlich schließt sich der Kreis in der Art & Weise des Publikums, im Umfeld des Aufführungsortes. Diese Subjektivitäten spiegeln sich in der Empfindung einer Atmosphäre, eines Raumes - bilden den eigenen, persönlichen mentalen Raum im Raum - wirken auf die Interpretation eines Werkes. Klassische Musik lebt! Lebt durch die Interpretation, die Spannung während des Auftrittes, durch die Kombination von Werk, Raum, Künstler und Publikum. Wir stellen uns der Herausforderung und zeichnen die Konzerte direkt in Stereo-Digital auf - werden somit selbst zu einem Teil der Aufführung und halten diesen Eindruck, die Spannung, die wir während des Konzertes empfinden, in Bild und Ton fest - um Ihnen einen möglichst authentischen Genuss zu vermitteln. Blühende Kultur in lebendigen Denkmalen, dem Publikum vor Ort und nicht zuletzt auch Ihnen zur Freude, sind somit jene Werte, welche wir in dieser Reihe dokumentieren.
(Andreas Otto Grimminger und Josef-Stefan Kindler, K&K Verlagsanstalt)
Esteemed friends of audiophile music, the concert grand piano is incontestably the king of instruments. I could now wax lyrical about its incomparable dynamics and go into its ability to go from the tenderest of sounds in a soft minor key to the magnificent power of a fortissimo, or I could rhapsodise about its impressive size and elegance. But what makes this instrument really fascinating is its individuality, since each one is unique in itself - created by a master. A concert grand has a life all of its own that a virtuoso can really "get into" and hence bring the work of the composer to life. In our Grand Piano Masters series, we get into the character and soul of the concert grand piano and experience, during the performance itself, the dialogue between the instrument, the virtuoso and the performance space. Appassionata - appassionato (passionate, impassioned) - passione (passion), to have a passion for something, to be a passionate artist, going to the limits of suffering for the sake of it, not because of the benefits. I might perhaps also mention the word 'calling' here, the passion that is the prerequisite of mastery. For, esteemed friends, which of us today still feels himself called to do something and is prepared to live for that calling? To wander up to the heights and down into the deep valleys, to accept setbacks, other people's lack of understanding, personal sacrifices and much, much more? The young virtuoso in his prime and with all his charm must first be polished year after year in order to become a glittering diamond - a true master. For what distinguishes a master is the passion, the fervour and, above all, the experience. I like youthful "Sturm and Drang", as you no doubt also do - it comes at us like a breath of fresh air, irrepressible and powerful. Yet when that first fame evaporates, when you've played the big houses and the euphoria of the moment inevitably ends up back in the same old rooms? What then? Then you need love, unconditional passion and a deeply felt calling to make it to true masterdom. This particular recording is of a concert by a true past master who has "been there and done that" and who is now conveying and passing on her experiences and artistic merit to the up-and-coming generation. Lilya, with all her humaneness and virtuosity of performance, has crossed the boundary into that space where pride is refined into modesty, with the result that what is being played is measured against how it is conveyed to the person instead of against the preordained perfection of the music aristocracy. Melancholy for the transience of the moment is etched in her features when she has given the audience her all. At the "Bad Homburg Bechstein Concerts in the Castle", we had the opportunity to witness her interpretation of two impassioned composers - Beethoven, who carried the "Appassionata" inside him, and Brahms, who until his death held fast to his unrequited "Passione" for Clara Schumann, the love of his life...
Mood-wise, we begin with a real treat: a midnight concert - a soirée in the Bad Homburg Castle Church. Franz Vorraber plays Impromptus and the Wanderer Fantasie by Franz Schubert. You will experience a nocturnal tour of an instrumental sound space with unique compositions that exploit the "Grand Piano" in its entirety and make this audiophile experience in the ambience of the Castle Church truly one to remember. The pianist, Franz Vorraber, a romantic and a connoisseur of Schubert, identifies and interprets with great sensitivity the highs and extreme lows of "Franz", the eternal wanderer, who in his day escaped to such distant parts. In the deep of the night, two masters - the composer and the artist - struggle for the light of day.
(Andreas Otto Grimminger and Josef-Stefan Kindler, K&K Verlagsanstalt)
The path that Lilya Zilberstein has taken reflects the triumph of a calling, a dogged determination to overcome obstacles that would have shattered any other talent: the eighties in the USSR were times of overt, yet unofficial antisemitism. Despite all the first prizes won at important Russian and Soviet competitions - at the Russian Federation's 1985 competition, for example - she was told in no uncertain terms that she was persona non grata at the Moscow Conservatory because of her Jewish origins. Permission to take part in international piano competitions was withheld, in particular when it came to the International Tchaikovsky Competition. The one exception to this in 1987 was more of a coincidence than anything else: she was given permission to take part in the Busoni Competition in Bozen. Her triumph there was a sensation, and five years passed before a first prize was ever awarded in Bozen again. Her debut in the West marked the turning point of Lilya's career, and experts in the music branch pricked up their ears. By August 1998, she had received the International Accademia Musicale Chigiana Prize in Siena. Holders of this award include Gidon Kremer, Anne-Sophie Mutter and Krystian Zimerman. Fast on the heels of this honour came extended tournées in numerous countries throughout Western Europe as well as an exclusive contract with Deutsche Grammophon. Since that time, Lilya Zilberstein has been a presence on the great stages of the world. In 1991, she debuted at the Berlin Philharmonic with Claudio Abbado conducting, which laid the foundations for repeated collaboration between them. She has participated in concerts with the most renowned international orchestras, including the Chicago Symphony Orchestra, the Moscow Tchaikovsky Symphony Orchestra, the London Symphony and Royal Philharmonic Orchestras, the orchestra of Milan's La Scala and many, many more. Besides Claudio Abbado, she has worked with conductors such as Paavo Berglund, Semyon Bychkov, Christoph Eschenbach, Vladimir Fedossejew, Dmitrij Kitajenko, James Levine, Marcello Viotti, Hugh Wolff and Michael Tilson Thomast. Deutsche Grammophon and Lilya Zilberstein have produced legendary CDs. A particular highlight is the benchmark recording of the Rachmaninov Piano Concertos with Claudio Abbado and the Berlin Philharmonic. And in addition to her career as a soloist, Lilya Zilberstein is a passionate performer of chamber music and works with the great soloists of the day. The piano duo of Martha Argerich and Lilya Zilberstein has been highly acclaimed all over the world for many a year now. Over and above this, she regularly goes on world tournées with violinist Maxim Vengerow. The international press agrees on one thing: there is no superlative too good for her! Lilya Zilberstein belongs firmly in the circle of those magical sorcerers of sound on the piano.
Born in Graz - Austria, Franz Vorraber has been fascinated by the piano since his early childhood. At the age of seven, he played the organ in church standing up - as he could hardly reach the pedals. At the age of thirteen, he was admitted to the piano class for exceptional students at the Music Conservatory in Graz, also learning the violin. The Viennese School in the tradition of Bruno Seidlhofer and the traditional German school of Wilhelm Kempff, handed down by Joachim Volkmann, dominated his study years. He has won many prizes for his skills on the piano. Here, just some of the awarders: the Austrian Culture Minister, the piano manufacturers Bösendorfer in Vienna and the city of Graz. He also won the Joachim Erhard prize. He completed his studies in Frankfurt and Graz receiving unanimously the highest awards. His greatest project has been the cyclical performance of Robert Schumann's complete piano works in a total of twelve evenings in different cities in Europe and Japan. The press and the public have repeatedly acclaimed him as one of the most important interpreters of Schumann in our times. He has recorded these works on a series of thirteen CD's for which he was awarded Austrian Broadcasting's Pasticcio prize in 2006. Despite all these prizes, other criteria are pivotal in Franz Vorraber's concerts. His enormous expressive force as a musician and his ability to expose the essential core of the music fascinate his public. He leaves his listeners emotionally moved. Since his debut in Tokyo at the age of 19, he has received many invitations to almost all the European countries, America and Japan, where he also holds master classes.
The Castle Concert CD Series: It was thanks to Heinrich von Kleist's drama "The Prince of Homburg" that the former residence of the Landgraves of Hesse-Homburg, a stone's throw away from the gates of Frankfurt, became world-famous. The palace with its wonderful gardens is probably one of the most beautiful baroque estates in Germany. It is therefore no wonder that the Prussian Kings and German Kaisers were very fond of spending the summers between 1866 and 1916 here. And also no doubt because of the relaxation and recreation provided by the town of Bad Homburg vor der Höhe, a spa famous for its medicinal springs. Even the Prince of Wales used to come here in search of amusement, relaxation and "to take the waters" along with the English and Russian aristocracy. At the courts of Europe, art was extremely multi-faceted. The educated aristocracy was aware of the necessity to support and cultivate the fine arts, and in doing so, created the basis for Europe's ambience. And so it was thanks to arts patron Isaak von Sinclair that the poet genius Friedrich Hölderlin became the court librarian at Homburg Castle during the artistically formative years of his life. It was here that Hölderlin wrote "Patmos", probably his best-known poem. In those days, much that was of little ostensible or commercial value in the fine arts or in literature and music aroused considerable attention and admiration, thus laying the foundations of our cultural life and identity today. Music that is new, pieces worth listening to and well worth conserving, little treasures from the traditional and the avant-garde - music that is unimaginable anywhere else but in the hotbed of Europe - our "Castle Concerts" series of recordings captures these in their original settings and preserves them for the future. By his endowment to the town church in Bad Homburg, Kaiser Wilhelm II unwittingly did the little church in the palace a favour and helped turn it into one of the most beautiful and intimate concert halls in Europe. The Castle Church fell into disuse and was forgotten, along with its magnificent late-18th century Bürgy organ. The turmoil and modernization fads of the 20th century passed it by, and it remained untouched until a local initiative, the "Bad Homburg Castle Church Trust", stepped in and secured enough patronage to save this architectural gem. True to the original and with a loving attention to detail, both, church and organ were restored to create a truly wonderful concert hall. Today the Castle Church sparkles with a renewed radiance that is set off perfectly by the superb "Music in the Castle" concerts organized with such enthusiasm by Ulrike and Volker Northoff.